Berlin. Das Bundesministerium des Inneren veröffentlicht jährlich die Polizeiliche Kriminalitätsstatistik. Insgesamt wurden im Jahr 2023 in Deutschland 5.940.667 Fälle dokumentiert. Davon entfielen 126.917 Fälle in die Gruppe der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung. Innerhalb dieser Gruppe wurden 1.214 Straftaten der Prostitution zugeordnet (1%).
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Öffentliche Wahrnehmung
Obwohl der Bevölkerung verschiedenste Informationskanäle zur Verfügung stehen wie TV, Standard-Internet und Social Media sowie Zeitungen, gilt zur Erzeugung von Aufmerksamkeit immer noch die bekannte Devise »Sex Sells«, gepaart mit »Sex & Crime«. Das beeinflusst nicht nur die Meinungsbildung, sondern insbesondere auch die „gefühlte“ Häufigkeit von Straftaten. Die UEGD-Analyse der Fallzahlen von Prostitution im Bereich der Kriminalität gegen die sexuelle Selbstbestimmung hat festgestellt, dass das Ausmaß lediglich 1% beträgt. Trotz fehlender wissenschaftlich aktueller Untersuchungen, wird bezweifelt, dass im Rahmen des Medienangebots über sexualisierte Gewalt zu 99% nicht über Prostitution berichtet wird.
Gemischte Aufklärungsquote
Polizei und Ermittlungsbehörden leiden unter permanentem Personalmangel, dennoch wurden im Bereich Prostitution überdurchschnittlich viele Fälle aufgeklärt. Die Aufklärungsquote über alle 5,9 Mio. dokumentierten Fälle beträgt 58,4%. Die insgesamt rund 127.000 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung wurden zu 83,1% aufgeklärt. Der Gesamtbereich Prostitution mit 1.214 Fallen verzeichnet eine Aufklärungsquote von 84,4%. Für die Straftaten Ausbeutung von Prostituierten und Zuhälterei beträgt die Aufklärungsquote 89,9% und bei Menschenhandel 71,6%. Die 566 Fälle der Ausübung der verbotenen Prostitution § 184f StGB, die eigentlich keine Straftaten „gegen“ die sex. Selbstbestimmung darstellen, sondern Verstöße von Prostituierten selbst gegen Sperrgebietsverordnung, sind mit einer Quote von 94,0% aufgeklärt.
Fakten in der Politik kein Thema
Beobachtet man die Diskussion in der Bundespolitik über des Für und Wider der Prostitution stellt der UEGD fest, dass die Daten der Polizeilichen Kriminalstatistik keine Rolle spielen. Statt faktenbasierter Argumentation um mögliche Verbesserungen von Arbeitsbedingungen, werden vornehmlich Stammtischparolen wahrgenommen. Da heißt es dann „der größte Teil wird zur Prostitution gezwungen“ und „die meisten der ausländischen Prostituierten werden mit falschen Versprechungen nach Deutschland verschleppt“. Prostitution polarisiert seit eh und je, dennoch erwartet der UEGD von PolitikerInnen sich professionell mit dem Thema auseinanderzusetzen.
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